30 Dez 2018

1990 - Erntezeit

Wie waren letztes Jahr eindeutig zu langsam. So konnte das nicht bleiben, wollten wir endgültig um die Krone kämpfen. Einige "vorsichtige" Modifikationen an Motor und eine neue Auspuffanlage stellten dann das Gleichgewicht wieder her. Ab jetzt waren wir an der Spitze auf der Geraden alle Gleich schnell. Also alle gleich "Regelkonform" :) Das neue Jahr konnte kommen.


( der "Brachstatter Entenstadel" im Verbandsflug )

Ab jetzt spielt die Musik nur noch mit uns, oder gar nicht. 

1.Lauf - 25.Mai  - Autocross Alzey 
Bereits beim Pflichttraining kommt es zum ersten Eklat des Jahres. Mir liegt diese Strecke, ich mag diese ultraschnelle Bergabpassage mit Sprungkuppe und so fahre ich Klassenbestzeit, Startplatz 1. Etwas Unruhe herrscht jedoch da ich mit meiner gefahrenen Zeit als 4'er bei den 1300 Tourenwagen starten könnte. Großes Palaver und Protestrufe. Aber keiner traut sich sich wirklich das Geld in die Hand zu nehmen um einen Protest einzulegen.

"Hierzu muss man wissen das man im Motorsport nicht gegen die reine Leistung protestieren kann. Es kann immer nur gegen ein einzelnes Bauteil protest eingelegt werden. Legt man also eine Protest gegen die Nockenwelle ein und die ist in Ordnung, ist der Protest abgelehnt. Obwohl bei der Untersuchung festgestellt wiurde das z.B. der Kolben nicht Original sind. Ist ein Protest abgelehnt muss der Protestierrende alle Kosten übernehnmen. Zerlegen, Untersuchen ,Zusammenbauen, da sind sehr schnell 1500 DM beinander." 

Resultat - 1.Platz und die Führung in der Meisterschaft

2.Lauf - 8.Juli - Autocross Weiden
Aus einer "Bierlaune" heraus, bei einer "längeren Bierkussion" im Entenstadel, machen wir uns den Spass und bauen kurzfristig einen Heckflügel für unsere Enten. Logisch, Weiden ist ein reiner Highspeed Rundkurs, und da braucht man natürlich Downforce :)


(Bild aus RallyeRacing 08/90 )
Das Ergebnis ist nicht überraschend, die Provokation fruchtet. Im Reglement, zwar nicht ausdrücklich verboten, sind jedoch beim Abladen vom Hänger bereits 4 Konkurrenten da, die mir mit einem Protest drohen. Im freien Training fahre ich dann tatsächlich mit dem Spoiler. Gemecker hin, Gemecker her, die Volksseele kocht und hitzige Diskussionen folgen die nächsten 2 Stunden.  Ich treibe die Provokation auf die Spitze. Zum Pflichtraining stehe ich mit Spoiler am Vorstart. Drei Minuten vor meinem Zeitlauf kommt dann einer aus der Crew, löst 4 Schrauben und geht völlig locker mit dem Spoiler zurück ins Fahrerlager. Ich gewinne das Zeittraining und auch das Rennen. Auch ohne Spoiler !

Resultat - 1. Platz, ich baue die Führung aus.

Danach ist es der Konkurrenz Wurst.Es werden plötzlich immer mehr Heckspoiler gesichtet.

3.Lauf - 28.Juli - Autocross Kulmbach
Kulmbach feiert Jubiläum. Die Spider Murphy Gang spielt im Festzelt bis 12 Uhr Abends, Bombenstimmung und die Ententreter ( die meisten ) feiern in der Bar bis 4 Uhr morgens. Das Team HWRT ( Hohenloher Wiskey RacingTeam ) behält dabei die Oberhand. Ich lasse Sonntag morgen das freie Training aus. Mir geht es nicht so gut, wie vielen anderen Fahrern auch :).
Hätten man die 2CV-Crossler blasen lassen, wäre diese Veranstaltung mangels Fahrer ausgefallen. Im Pflichttraining dann, fallen mir bereits in der ersten Runde bergab über die drei Sprungkuppen die Lebensmittel aus dem Gesicht direkt in die feuerfeste Maske. Ich halte die drei Pflichtrunden durch. 3.Platz, mehr wird es auch nicht im Rennen nicht.

Resultat:  3. Platz, HWRT-Dieter Hammel wird Erster und holt auf.  

 

4.Lauf - 12.August - Autocross Traunstein
Auf dem Truppenübungsplatz in Traunstein findet der 4.Lauf statt. Langsam haben sich die Titelaspiranten angemeldet und die Fahrweise wird inzwischen auch etwas "Ruppiger". Nach dem Pflichttraining noch auf Platz ein, werde ich ich im ersten Wertungslauf bereits in der ersten Kurve liebevoll vom HWRT Team ( da ga e's 5 Auto von denen! ) aus der "Seite geräumt. Ich nehme das Rennen als 8. wieder auf. Bei meiner Aufholjagd passiert mir dann ein fast unverzeihlicher Fehler. Beim Überholversuch bergauf treffe ich meinen Konkurrenten ausgefedert am Heck ( " Für Enten gibt es nichts schlimmeres " ), er kann seinen Kiste nicht mehr halten, kommt von der Strecke ab und stürzt kopfüber in ein Wasserloch. Mit viel Glück können Ihn die Streckenposten aus Kiste holen, er ist Gott sei dank nicht ertrunken. Ich bekomme davon natürlich im Rennen nichts mit. Als ich nach dem Zieleinlauf als vierter, Adrinalin gepuscht mich auf Ihn stürzen will, werde ich von meiner Frau erst mal ausgebremst ! Fünf Minuten später, gehe ich mich dann Entschuldigen. Es war mit Sicherheit keine Absicht, aber das schlechte Gewissen blieb natürlich.

Resultat:  4. Platz, HWRT-Dieter Hammel wird Erster und ist Punktgleich.          

 

5.Lauf - 26.August - Autocross Künzelsau
Es war der Heimatlauf der HWRT Truppe. Inzwischen waren die Fronten klar definiert. Es gab keine Freundschaft mehr, Fairness war ein nettes Wort. Aber hier wurde mit harten Bandagen gekämpft. Nach dem Pflichttraining ging ich als 2'er, direkt Wange an Wange mit Dieter Hammel an den Start. Ich revanchierte mich umgehend für Traunstein, und rutschte ( " Fehler passieren einfach" ) bereits in der ersten Spitzkehre von der Bremse. Als Resultat konnte D.H sein Rennen als 18'er wieder aufnehmen. Sorry. so was passiert halt mal ;).  

Resultat - 1. Platz, ich übernehme wieder die Führung.

 

6.Lauf - 2.September - Autocross Main/Spessart
Wir sind in Karlstadt, eine Kiesgrube am Main wird der nächste Kriegsschauplatz für den Schwabenpokal 1990. ( hier gibst Fotos ich finde sie nur nicht ). Ich bin stinksauer auf Gaby Konstanty, weil Sie mir meinen Hinterreifen ruiniert  (Platte) im ersten Lauf.   Sche..i.. erster Lauf. Dennoch kann ich mir nach dem 2.Lauf den 3. Klassenplatz sichern. 

Resultat:  3. Platz, HWRT-Dieter Hammel wird 4. und ich bau den Vorsprung aus.

 

7.Lauf - 8.September- Autocross Kesseltal ( Heimatlauf )
Inzwischen hat sich die Reglementsache sehr entspannt. Meine Überzeugungsarbeit trägt nun Früchte, optisch haben wir nun sehr viel erlaubt. Zum Heimatrennen treten wir nun mit einer neuen Motorhaube an. Der Vergaser bekommt nun die Luft direkt vom außen. Dies sollte eigentlich noch ein Paar mehr Drehmomente bringen, außerdem sieht das einfach cooler aus.

 
( 100 Meter vor Ziel ! und einen Hammel am Arsc...)

Nach einer Bestzeit in Pflichttraining und einem Vorsprung von mehr als 20 Sekunden im ersten Wertungslauf brach dann nach 5 Runden die Achsmutter der Hinterachse. (Siehe Foto oben). Ich konnte jedoch den Laufsieg mit einer Sekunde vor meinem harten HWRT Konkurrenten gerade noch sichern. Die HWRT Truppe jubelte schon über unseren Ausfall. Aber jetzt kam jedoch unser Fahrzeugkonzept zum tragen. Innerhalb einer halben Stunde hat mein Serviceteam die komplette Hinterachse ausgewechselt.

  • 4 Bolzen ziehen und den kompletten Vorderbau abnehmen
  • Lenkradstange entriegeln und Bremsleitungen entkoppeln (sind nicht geschraubt !). 
  • Die mit 4 M10 Schrauben befestigte Karosse lösen und mit 2 Mann vom Rahmen abnehmen. (Chassis, Käfig und Sitz sind eine Einheit )
  • Federn aushängen (Bolzen) und 4xM10 lösen Hinterachse abheben .....und wegwerfen. Neue Hinterachse einbauen und alle Schritte nach oben wiederholen

Für den 2.Lauf "neu aufmunitioniert!". Lies ich mir den Klassensieg nicht mehr nehmen.

Resultat - 1. Platz, ich baue die Führung weiter aus.

8.Lauf - 16.September- Autocross Kraichgau
Dies war der einzige Crash, den ich ich mir im Autocross jemals genehmigt habe.

Samstag Abend .. Freies Training, ich habe schon das eine oder andere Bier zuviel! Eine Wette mit so einem überheblichen Proll läuft! Ich werde seinen Allrad Subaru nach mindestens 10 Runden mit meiner Ente überrunden. Gesagt getan, ich bin auf Tour. In der 4.Runde bin ich zu eng an einen Strohballen ( mit Stahlbolzen Im Boden ). Der Strohballen wehrt sich, und ich mache eine Längs-Querrolle mit meiner 2CV. Fast nichts kaputt, unser Design bewährt sich. Das zum Thema "alohol am Steuer". Ich kann sofort weiterfahren. Nach 9 Runden habe ich den Proll. Wette gewonnen aber wird mir nicht mehr passieren. Dieser verdammte Sandboden ist nicht mein Terrain. Eigentlich hätte ich an dieser Veranstaltung die Meisterschaft klar machen können. Denn D. Hammel sind im freien Training die Schrauben des Lenkhebel abgerissen. Auf seiner verzweifelten Suche nach solchen Schrauben war ich natürlich die letzte Instanz. Wir hatten natürlich solche Schrauben!
Und man glaubt es nicht, ich hab Sie Ihm gegeben. So will ich nicht gewinnen !

Resultat - 4. Platz, mehr war nicht mehr drin, ich halte die Führung... gerade noch .

9.Lauf - 23.September- Autocross Presseck
Eigentlich war der Käse für die Meisterschaft schon gebissen, aber manchmal kommt es dann doch anders. Plötzlich lösten sich, in Führung liegend die Schrauben an meinem 28" Kartlenkrad. Wie kann man nur so doof sein!
Überheblichkeit wird in den meisten Fällen hart bestraft, so auch in diesem Fall. Irgenwie hab ich die Schrauben am Lenkrad nicht kontrolliert. In Führung liegend und den Gesamtsieg vor Augen habe ich da total abgeloost. Ich rette mich noch als 8'er ins Ziel. Im Zweiten Lauf kann ich noch Plätze gut machen, aber das wars... 

Resultat - 5. Platz, ich gehe ins Finale mit einem Punkt Vorsprung, es wird wieder knapp

10.Lauf - 30.September- Autocross Aalen ( das Finale )
Es geht um alles. Inzwischen haben sich unter den Fahrern Interessengruppen gebildet. Das bedeutete, ich lass Dich beim Überrunden vorbei, oder auch nicht! Sagen wir mal so, ich hatte inzwischen mehr Fahrer auf meiner Seite.
Das Rennen - Wir kämpfen um jeden Meter. Ich an Position eins, Er an Position 2. Mir ist klar, er wird jede Chance nutzen um mich wenn möglich abzuschießen. Runde für Runde arbeitet er an meinem Abschuss. Er bremst immer etwas später als ich, und zieht sich damit immer näher an mein Heck. Mehr als mir lieb ist. In Runde 4 entscheide ich mich zu einem drastischen Schritt.
Ein schneller Tritt, oben ans Bremspedal reißt den Bremsschalter ab. Kein Bremslicht mehr.  Upps!
Die nächste Kurve bricht der 435 das Kreuz. Auf mein Bremslicht wartend ( Das kommt natürlich nicht mehr ), verpasst er den Bremspunkt und schiebt seine Gurke ins "Aus". Eine halbe Runde später zeigen mir meine Fans auf der Strecke stehend an .. mach langsam, du bist jetzt der Boss . es ist geschafft. Ich Bin Meister!

Das Ergebnis von 1990 konnte sich sehen lassen.

Meisterschaft 1990 bei den 2CV Cross-Enten im Schwabenpokal.

Das Ziel ist erreicht, mehr geht im 2CV nicht. Noch an der Siegerehrung in Aalen erkläre ich meinen Konkurrenten meinen sofortigen Rücktritt aus der Meisterschaft. Es reicht mir eigentlich. Der Abend nimmt dann jedoch noch ungeahnte Entwicklungen. Mein Auto wechselt noch an diesem Abend den Besitzer. Nach langen Verhandlungen in der Bar, findet meine Kiste einen neuen Besitzer. H.Hoffmann, ein Neueinsteiger vom MC Kesseltal sichert sich den Wagen. Es tut schon weh, aber am nächsten Montag wechseln Ente und Geld den Besitzer. Zumindest kann ich momentan nicht Rückfällig werden.

Der Abend brachte mir allerdings noch einen Nebenjob ein. Mann, musste ich besoffen gewesen sein als ich da zugesagt habe. Für die nächste 2 Jahre werde ich mich dann verantwortlich zeigen für die Erstellung und Einhaltung des 2CV - Reglements. Welches Pferd hatte mich da geritten?

2.Platz beim Deutschen Autocross Pokal 1990

Es gab 2 verschiedene Meisterschaften. Die normale Meisterschaft und der Autocrosspokal. Beim Pokal kamen nur die 8 besten Ergebnisse des Jahres in die Wertung. Unbemerkt hatte sich die beiden Führenden im 2CV Cross in dieser Wertung nach vorne gearbeitet. Von den "großen" Autocrossler'n hatte uns sowieso keiner im Focus. Im letzten Moment erkannte dann Bernd Schönachner der eigentlich nur die EM fuhr, das im da unbekannte Konkurrenz entstanden ist. Kurzerhand führ er so noch mal kurz 2 DM-Läufe ( natürlich Gesamtsiege ) und schnappte mir den Pokal noch vor der Nase weg.      

Gewinner des Bayerischen "ADAC Autocross-Trophäe 1990"

Mit einer geilen Siegerehrung im Hotel "Vier Jahreszeiten" in München. Die "Münchner Freiheit spielt auf. Wir sitzen gemeinsam mit "Striezel" Stuck ( DTM Meister 1990 ) und Ronald Holzer ( Deurscher Rallyemeister 1990 ) an einem Tisch und lassen es uns gut gehen. Ein toller und lustiger Abend. Der ideale Ausklang meiner Motorsportaktivitäten, es sollte nun endgültig Schluss sein. Inzwischen, war ich mit dem Studium fertig und im Job. Außerdem war ich nun auch schon Papa. Andere Dinge sollten ab nun in den Focus treten.

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Published in Motorsport
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