30 Dez 2018

1984 - ein Jahr zum Vergessen

1983 war für uns einfach ein Topjahr, bei dem eigentlich alles was wir machten gelang, 1984 konnte man dafür fast völlig abschreiben. Unser Plan war in diesem Jahr die Deutsche Rallye Trophäe zu bestreiten. Der erste Lauf war die Winterrallye Marktredwitz.

Winterrallye Marktredwitz 1984  -  1. Lauf zur Deutschen RallyeTrophäe

Die einzigen Reifen die für den Fiat bis dahin in der Gruppe G homologiert wurden, waren leider nur 185-60/14. In dieser Dimension gab es aber damals noch keine Winterreifen. Das hatte ich schon mal in meiner Vergangenheit. 
Mit unseren 165-65/14 hieß es also ab in die Gruppe A, wollten wir also fahren, dann mussten wir wohl oder übel in diesen sauren Apfel beißen. 

  

(Am Start der Marktredwitz Winterrally 1984 - Freitag Nachtprolog mit Lichterbaum)

Entsprechend nervös gingen wir an den Start. Die Längen der Wertungsprüfungen hatten nun ganz anderes Kaliber. Sind wir zuvor Prüfungen mit Längen von 800 Metern bis zu 5 Km gefahren, hatte nur die erste Prüfung schon eine Länge von 28 Kilometern und dies dann auch noch in der Nacht und mit Schneesturm. In der ersten WP lief ich dennoch sehr auf den Vordermann auf der mir dann auch noch problemlos Platz machte. Das ist auf solchen Pisten gar nicht so einfach, die Spuren sind eng und auch nicht einfach zu verlassen, was ich auf der WP7 schmerzlich zu spüren bekomme. Ich fahre eine Topzeit nach der anderen, Schnee ist halt mein Medium.

( WP6 - Samtag wir jagen den Gesamtführenden )

WP7 - ich laufe auf Startnummer 15 auf, auch er versucht mich möglichst schnell vorbei zu lassen. Er geht aus der Spur... und dreht sich dabei leider quer. Um einen Umfall zu vermeiden nehme ich den Notausgang. Nach knapp 1 1/2 Stunden Schneeschaufeln sind wir wieder auf der Piste, und natürlich auch nicht mehr in der Karrenzeit. Aufladen .. und vorbei. 

Die nächste Hiobsbotschaft

Achim erhält von Vater Staat eine Einladung zum Wehrdienst, das ist das Aus für Ihn und unsere Pläne. Ich mache alleine mit kleineren Brötchen weiter.

Rally Lauingen 200  - erneut ein Rahmenschaden

Mangels Beifahrer wird kurzerhand entschieden das meine damalige Freundin ( heutige Ehegattin ) den Platz als Fahrer im Servicewagen gegen den "Heißen Sitz im Rallyeauto" tauscht. Wir testen mehrere Tage Aufschrieb und getimetes Runterbeten, es klappt eigentlich erstaunlich gut. Als ersten Test wollen wir eine Rallye200 in Dillingen fahren. Ganz ohne Druck nur zum Spaß damit Annette ein Gefühl für so eine Veranstaltung bekommt. Ich fahre mit 90% so der Plan.
Sie liest sehr gut und fehlerfrei, dabei hat Sie auch ein tolles Timing, das wird schon.
Vor der letzten WP kommt es nach einem Crash zu einer längeren Verzögerung und wir müssen alle warten. Während dieser Wartezeit werden die bisherigen WP Ergebnisse von den Zeitnehmern aufgeschnappt. Es führt im Gesamt der 911'er Freisler-Porsche und nur 1,2 Sekunden dahinter ist der "bunte Fiat Ritmo"!
Ich entscheide mich spontan ( ohne Wissen meiner Frau natürlich, ich will Sie nicht nervös machen ), das aus der entspannten "Eingewöhnungsfahrt" mit 90%, nochmal weitere 11% draufgelegt werden. Den Gesamtsieg hol ich mir.

     

 ( die letzten Sekunden vor dem Abflug )

Sehr schnell spürt Sie das auf dieser WP etwas anders ist. Ich fahre nicht mehr auf Sicht, sondern voll nach Aufschrieb. Bis dahin hatte Sie ja auch toll gelesen, es wird nun aber alles etwas hektischer. Beim Umblättern im Aufschrieb passiert es dann. Sie hat in dieser Anspannung den letzen Seiteneintrag übersprungen.

....

200 L5 voll
100 R5 voll
100 L4- über Kuppe out in ( ausgelassen ! )
--- neue Seite ----
80  L5 voll über Kuppe

und schon ging es dahin. Wie man im Bild oben sieht, bin ich schon sehr weit rechts nach der Kuppe und aus der Richtung, einfach zu schnell. 30 Meter später schiebt mir ein Drainagerohr das rechte Federbein in den Motorraum. Aus und Vorbei !

Die Saison ist zu Ende

Ich entscheide das ich den Rest des Jahres dazu verwende, den Ritmo neu und stabiler aufzubauen. Wie sich zeigte war der Vorderbau des Ritmo für den relativ schweren 2 Liter Motor einfach zu schwach konzipiert. Da der Trümmerhaufen sowieso wieder auf die Richtbank musste, verpasste ich Ihm in den nächsten Wochen einen stabileren 4-Kantrohrrahmen Vorderbau, der von außen vom Original nicht zu unterscheiden war.

Und jetzt wird teuer ...

Über verschlungene Wege. Der kennt einen, der ein kennt, der eine kennt. und so weiter.. Komme ich in Kontakt mit Fiat Abarth in Turin. Dort kann ich einen 285 PS, Ex-WM-Werksmotor ergattern, den Attillio Betega 1981 auf der Akropolis Rally, in einem Abarth131 fuhr. Grundüberholt und für die "lächerliche" Summe von 12500,-- Märker.

Jetzt dreht er durch !   
Keine Ahnung welches Pferd mich damals geritten hat, aber das Ding musste ich haben. Wenn auch etwas abgespeckt, der deutsche TÜV hatte was gegen die 48 Solex, so musste ich mit den vorschriftsmässigen 42'er Webern begnügen. Nichts desto trotz, hatte ich Dampf auf der Vorderachse, daß ich innerlich Zweifel bekam, ob ich das Ding überhaupt noch fahren kann. Das Drehmoment machte mir große Probleme. Fichtel&Sachs machte es möglich, sie kombinierten eine Kupplungsscheibe vom Lancia Stratos mit dem Getriebedorn vom Fiat Ritmo TC125. Das neue Jahr konnte kommen. 

 

 

 

 

 

Written by  effixx 0 comment
Published in Motorsport
Read 1792 times Last modified on Sonntag, 30 Dezember 2018 20:04
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