12SP_. SP_OKTOBER 2024

Im Frühjahr 1980 steht bei meinem Fordhändler ein Ford Fiesta 1.1S mit dem 70 PS Ford Motorsportkit ( dem späteren Fiesta X ) mit "leichtem Brandschaden". Da ich bereits mit meinem Escort erste Rennslaloms, wenn auch sehr hochbeinig und mit mässigen Erfolg gefahren bin, genau die richtige Ausgangsbasis für ein gutes Serien-Slalomauto. Der Wagen hatte ja eigentlich keinen großen Schaden nur ein paar kleinere Blessuren... :)

  • einen "kleinen" Motobrand ...
  • darum auch keinen Kabelbaum mehr ...
  • das Instrumentenbrett lag eingeschmolzen im Fußraum...
  • auf Grund der Temperaturen lag die Windschutzscheibe beim Instrumentbrett ...
  • Der Dachhimmel,Bodenteppich,Sitze und Lenkrad waren auch nicht mehr zu gebrauchen
  • und das vordere Hälfte des Wagen sollte unbedingt auch noch etwas lackiert werden.

Alles im allen also, für 400 DM ein Schnäppchen für einen Lehrling. Den Rest kriegen wir schon irgendwie hin. Mit viel Fantasie und einer Menge Arbeit.
Sechs Monate später mit vielen Wochenenden und Nächten, war mein Liebling endlich bereit zu seiner erneuten ersten Jungfernfahrt.

  • Windschutzscheibe und Instrumentenbrett vom Schrott
  • Ein selbstgestrickter Kabelbaum aus 3 kaputten Kabelbäumen (das Original war einfach zu teuer )
  • Einer Orangenhautflammenlakierung nur für die Front. Lack ist teuer, man muss sparen.
  • Dachhimmel, Boden und Rückbank bleiben blank, wer braucht das schon.
  • Ein neuer Dichtungssatz für meine 40'er Weber Fallstrom Doppelvergaser. Die Vergaseranlage hatte den Brand bis auf die Dichtungen überlebt.

Es konnte also losgehen. Aber schon die erste Veranstaltung brachte die Ernüchterung.
Nichts war es mit serienmäßigen Klasse. Obwohl ich die gleiche Ausstattung hatte wie ein 1.1X wurde dies nicht anerkannt. Ich musste also bei den "Verbesserten" fahren und diese verdammten RennPolo's in diese Klasse fuhren "Kringel" um meine gefahrenen Zeiten.
So konnte das nicht bleiben, ich musste also nachrüsten, wollte ich mit den großen Jungs mitspielen.

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"Das Imperium schlägt zurück"

Der Winter 80/81 war sehr arbeitsreich, der neue oder besser gesagt "ex ausgebrannte" Fiesta war nun endgültig auf der Werft um das blöde Gruppe B Problem zu lösen. Es fehlte natürlich nicht an Zeit, sondern an meistens am Geld beim Neuaufbau. Zum Fahren hatte ich ja noch immer noch meinen "nicht ganz unlangsamen" Escort MKII 1600S um in die Arbeit zu kommen. Und um damit die eine oder auch andere Veranstaltung zu fahren.

( Rallye Dillingen 1981 Team Balleis/Vieg - Klassensieg bis Serie 1600 )

 ( Rally Cadolzburg - Team Balleis/Grimm  - 1. Serie 1600 - 5. Gesamt )

( Rallye Peiting - Team Balleis/Grimm - 1. Serie 1600 -3. Gesamt  )

 

Ich rüste meinen Brandschaden nach ...

Soi wie ich 1980 mit meinem Fiesta 1.1X aufgehört hatte konnte und wollte ich natürlich nicht weitermachen. Ich wollte und musste natürlich nachlegen, wollte ich wieder vorn dabei sein. Mangels Knete ( ich war zu diesem Zeitpunkt FOS-Schüler und baute gerade an meine Fachabitur rum ) musste ich mich schweren Herzen von meinem frisch restauriertem und neu lackierten MINI Clubman 1.3 trennen um die benötigten Mittel aufzutreiben. Aus der Zeitschrift RallyeRacing ( Internet gab's ja noch nicht ) wurde nun versucht gebrauchte Rennteile einzukaufen.

  • eine "Bergnocke"
    Das geht schon irgendwie auch für die Straße, einfach halt mehr Gas geben :)
  • nächtelanges Polieren des Zylinderkopfes mit größeren Ventilen. Passt ja auch irgenwie zur Nocke :)
  • Schwungrad, Kurbelwelle, Pleuel, Kolben.. nichts bleibt ganz bzw original.
  • eine alte Hewland "Gleitsteinsperre" für's Getriebe. Das Ganze für 200 DM und eine Rechnung von anschließend über 800 DM Telefonkosten nach England. Für meine Eltern und dem entsprechendem Ärger ).
  • Aber, daraus resultierend, ein gradverzahntes 6-Gang Getreibe aus der alten "Gruppe AN", mit umfangreichen Übersetzungen von Hewland für 700 GBP.  Für mich wirklich viel Money, ein Verkauf einer entsprechenden Münze aus meiner "Kindersammlung" hat das dann kompensiert.
  • Fehlt noch ein passendes Fahrwerk, für meinen Fiesta. Das gab es aber leider noch nicht. Also gebrauchtes höhenverstellbares Konifahrwerk vom Golf GTI1 kaufen und die unteren Aufnahmen auf den Ford Fiesta umschweißen und neu lackieren. Das mit dem TÜV kommt später.
  • Passen die Bremsen noch?   
    Sicherlich nicht ! Also vom Schrott die innenbelüftete Variante vom Escort XR3J besorgt und verbaut.
  • Die Auspuffanlage passt eigentlich auch nicht mehr. Etwas aus aus dem Fiesta 1.6  XR2J gibt den richtigen Sound.

So, die Kiste steht nun etwas verbessert da:)..
     ..fehlt
nur noch der TÜV :(

  • 2000,- DM TÜV Kosten später und insgesamt 8 Wochen Nervenkrieg. Vielen langen und intensivem Telefonaten mit Ford Motorsport Köln ( das mit den Gesprächskosten kannte ich ja schon ;). Hatte ich "fast" alles eingetragen.
  • Motorleistung und Getriebe blieben aber immer noch mein Geheimnis :)
  • Fahrwerk und Auspuff ging eigentlich ganz glatt und fast ohne Probleme. Beim TÜV Süd in München über die Bühne. Einen halben Tag Säcke rein und raus. ( Das waren Gewichte nicht die TÜV Prüfer ;) )
  • Ärger macht die Bremsanlage des XR3i. Obwohl ich die gesamte Anlage ( innenbelüftete Scheiben , Zangen und Hauppremszylinder ) verbaut hatte, stellten sich die Jungs vom TÜV quer. Also weitere Unbedenklichkeitsbescheinigungen und Materialgutachten von Ford Motorsport in Köln besorgen ( inzwischen kannte ich da fast jeden ) und ich hatte was ich brauchte.

Es konnte losgehen..
Die ersten Tage mit meinem neuen Bomber im normalen Straßenverkehr waren wirklich ernüchternd.

  • Mit der neuen Fichtel&Sachs Sinter-Rennkupplung benötigte "etwas Zeit" um an der Ampel anzufahren und dem entsprechendem Hupkonzert der Hintermänner.
  • Die neue Bergrennnocke und der leichtere Kurbeltrieb verlangen nach entsprechendem Leerlauf und nach etwas höheren Drehzahlen um zu funktionieren.
  • Die Gleitsteinsperre im Fronttriebler bescheren mir 2 Wochen Muskelkater in den Unterarmen, das Biest zerrt schon deutlich am Lenkrad in den Kurven.
  • Das gradverzahnte Getriebe hört sich an wie eine Kreissäge und runterschalten geht auch nur mit Zwischengas.

Mit anderen Worten, aslo volle Frustration. Nach 3 Wochen aber, war ich mir mit meinem Fiesta einig und bereit für neue Taten.
Inzwischen im RAMC Nördlingen, konnten wir dort jeden Freitag auf der Kaiserwiese Rennslalom trainieren. Die dabei gefahrenen Zeiten stimmten mich zuversichtlich.

Die erste Veranstaltung auf dem Flugplatz in Laupheim zeigte den Polo's dann gleich einmal, daß es ab jetzt Schluss war mit der VW-Hoheit in der Klasse bis 1300 ccm.
Obwohl nur 1149 ccm, konnte ich mit diesem Auto insgesamt bis Ende 1983
52 Klassensiege und 5 Gesamtsiege im Slalom feiern. Im nachhinein betrachtet war es das beste Auto das ich jemals im Motorsport eingesetzt hatte.

( Clubslalom des AC Donauwörth in Mertingen - 1.Platz Gruppe B 1300ccm  - 2. Gesamt )

Weitere Erfolge auch im Rallyesport folgten dann ab 1982. 

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1983 sollte unser "Genussjahr" im Club Motorsport werden. Im Herbst 82 hatte sich Achim noch kurz entschlossen eine Renn-Rohkarosse vom RS2000 MKII bei Weisberg Racing in Remscheid gekauft. In langen Winternächten wurde aus dem alten Veteran 2000 MK1, ein neuer schmucker MK2 Kämpfer. Aus heutiger Sicht eigentlich ein absolutes No Go, aber damals dachte noch keiner an Oldtimer. 
Wir fuhren in diesem Jahr
nur noch was uns Spaß machte, und es machte uns eine ganze Menge Spaß :).

Hier ein paar Beispiele

Fiesta - Jetzt wird holpprig !  

Was 1982 auf den Teerpisten bestens funktioniert hatte, sollte doch eigentlich auch auf Rallye-Schneepisten funktionieren. Also mal schnell von einem Kollegen einen Satz Winterreifen ausgeliehen ( sowas hatte ich natürlich nicht ), etwas längere und weicher Federn besorgt, einen Unterbodenschutz eingebaut und uns bei der Winterrallye Augsburg/Königsbrunn 1983 angemeldet. Fahren auf Schnee hatten wir in den Jahren vorher auf unseren Hecktrieblern bis zur Vergasung geübt, aber mit einem Fronty war das ganz was neues und anderes ! Natürlich hatten wir uns etwas vorbereitet und haben jeden Abend nach der Arbeit in die verschneiten Büsche zum Training eingefunden (Damals ging das noch, heute sind innerhalb 10 Minuten die Blauen da). Ich hatte tagelang "lLnksbremsen" geübt und fühlte mich schon recht sicher. Aber das Ganze dann im Wettbewerb umzusetzen war eine anderes Sache.
 

 ( ein neuer 7mm Aluminium Unterbodenschutz aus Resten einer MBB Detroid U-Bahn Dachhaut beschützt nun meinen Motor ! )

Upps!,
bereits bei der Besichtigungsrunde der zweiten WP, flogen uns die einzigen Teile um die Ohren, die noch Original und Standard waren. Die rechte Antriebswelle macht sich selbständig, was nun ? Per CB-Funk ( siehe Antenne auf dem Dach, Handys gab es damals noch nicht ) die Crew beauftragt sämtliche Schrotthändler in Augsburg anzufahren um eine passende Antriebswelle zu besorgen. Während die Konkurrenz noch die WP3 bis WP5 besichtigten. Besorgt mir Ergün Erkan Antriebswellen vom XR2(1600ccm), etwas stärker und natürlich eigentlich für mich auch viel zu teuer und ohne zu wissen ob sie auch wirklich passen. Sie passen !
Und wir kriegen sie auch noch rechtzeitig in den Wagen bevor es losgeht.

Wir sind richtig schnell auf Schnee. 6 Klassenbestzeiten und 4 Gesamtbestzeiten lassen uns eine Menge Pokale einsammmeln.

  • 2 x Klassensieger Gruppe B bis 1300ccm
  • 2 x Gesamtsieger
  • 6 X WP Schnellster in Klasse B 1300
  • 4 x WP Gesamtschnellster

macht 14 Eimer, wir sind zufrieden :

Gesamtsieg Rallye Dillingen

Achim hatte inzwischen für seinen Escort RS2000 eine neue Hinterachse mit einer Übersetzung 1:5.2  gekauft. Das Ding ging gerade noch ca 130 km/h  im 4.Gang und voll ausgedreht. Auf den sehr engen Truppenübungsplatz in Dillingen aber genau die richtige Ansage. An dieser Rallye starteten unsere alten "Mentoren" Weinhart/Früh mit ihrem Irmscher Ascona 2.0. Ganz klar das wir hier besonders motiviert waren.

6 Bestzeiten später und knapp 40 Sekunden Vorsprung auf die Meute, waren unsere Mentoren geschlagen. Die Eimeranzahl entsprechend. Wie immer in diesem Jahr, wir sind zufrieden.

Fiesta's Abgesang

Die ONS entscheidet das 1984 die Gruppe B nicht mehr zum Motorsport zugelassen wird, das ist leider das Ende für meinen Fiesta. Drei Monate später rudert die ONS wieder zurück, es gibt die neue Gruppe H. Da hatte ich aber meinen Fiesta leider bereits nach Dillingen verkauft. Er überlebt in Dillingen keine 14 Tage. Ein Graben und die entsprechende Kaltverformung machen Ihn zur Ausgangsbasis von neuen Kühlschränken.

Die neue Gruppe G

Auf der Suche nach einem konkurrenzfähigem Gruppe-G Auto, bin ich dann auf einen Fiat Ritmo TC-125 mit Rahmenschaden gestoßen. Das hatte von den Daten ein sehr ein gutes Papiergewicht, also wurde angeschafft und für die nächste Saison aufbereitet. Rahmen ausgerichtet, neu lackiert, Käfig, Sitze, Dämpfer und so weiter. Halt alles was so in dieser Gruppe G erlaubt war. Ein kleines aber für die Gruppe unüberwindliches Problem sollte uns dann in 1984 richtig Ärger machen.   

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